Sylvia Löhrmann: Für ein zukunftsfähiges Bildungssystem in Zeiten demografischen Wandels

DSCN1271Jahrzehntelang verlief ein tiefer Graben zwischen den bildungspolitischen Lagern in NRW. Seit Juli ist diese Zeit endlich vorbei – der Bildungskonsens zwischen CDU, SPD und den Grünen öffnete das Tor für die Sekundarschule und ebnete den Weg, um unser Bildungssystem an den demografischen Wandel anzupassen, die Schulversorgung im ländlichen Raum zu gewährleisten und gleichzeitig ein längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen.

Nach einer kurzen Exkursion in die bewegte Geschichte derimage Bildungsdiskussion,  stellte Sylvia Löhrmann, NRW-Ministerin für Bildung und Schule und stellvertretende Ministerpräsidentin, den zahlreichen fachkundigen Gästen aus dem gesamten Kreis Gütersloh bei unserer Veranstaltung im Hotel Appelbaum in Gütersloh das Konzept der Sekundarschule vor. Die so genannte “Bildungskonferenz für NRW”, im September 2010 einberufen, hat drei zentrale Ziele der Schulentwicklung herauskristallisiert (Stärkung der Bildungsgerechtigkeit, Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Schulsystems, Sicherung eines wohnortnahen Schulangebotes) und auf Basis dieser Zielsetzung ihre Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Schulsystems formuliert, die schon im Mai dieses Jahres vorlagen.

CDU, SPD und Grüne verständigten sich dann rasch auf die Abschaffung der Hauptschulgarantie und die neue Schulform der Sekundarschule, die von den Schulträgern in NRW eingeführt werden kann – aber nicht eingeführt werden muss. Vielmehr ist die Sekundarschule eine Option, die überall dort gezogen werden kann, wo die sinkenden Schülerzahlen die klassische dreigliedrige Schullandschaft nicht mehr zulassen. Hier werden die Jahrgangsstufen 5 und 6 gemeinsam an einer Schule ohne verpflichtende zweite Fremdsprache unterrichtet. Die Sekundarschule bietet gymnasialen Standards, die aber nicht obligatorisch sind, und sie muss keine eigene Oberstufe vorhalten, sondern arbeitet vielmehr für die Sekundarstufe II mit anderen Schulen wie Berufskollegs und Gymnasien  zusammen. Der Weg zum Abitur führt hier über 13 Schuljahre.

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imageAnette Westhoff, Leiterin der Gemeinschaftsschule in Langenberg und damit der ersten Schule der neuen Schulform in unserem Kreis, stellte den Gästen die Praxis des Schulbetriebs in der neuen Schulform vor. Ohne die neue Schule, so machte Frau Westhoff deutlich, würde es den Schulstandort Langenberg nicht mehr geben, denn nicht einmal mehr ein Viertel der Schülerinnen und Schüler verblieben nach der Grundschulzeit zum weiteren Schulbesuch in der Gemeinde. Westhoff: ”Wer heute auspendelt, kommt später als erwachsener Mensch nicht mehr zurück und was das für eine Gemeinde bedeutet, kann sich jeder vorstellen.”

Unabhängig von der Schulempfehlung steht die Ganztagsschule allen Kindern offen und bietet mit drei Kooperationspartnern für die Oberstufe für jede Schwerpunktsetzung die Möglichkeiten. Frau Westhoffs Präsentation können Sie hier sehen.

An diese beiden Vorträge schloss sich eine sehr intensive Diskussion und Fragerunde an. Wie steht es um die gymnasialen Standards der Sekundarschule und wie wird das Bildungsniveau gewaährleistet? Welchen Hintergrund haben die LehrerInnen, wie macht man die Schulform attraktiv für LehrerInnen und wie wird die Sekundarschule in LehrerInnenausbildung eingebunden?

Viele Verunsicherungen konnten von Sylvia Löhrmann und Anette Westerhoff ausgeräumt werden. Manche Fragen blieben noch offen und welchen Weg jede einzelne Kommune sinnvollerweise im Schulbereich nehmen soll, konnte unsere Veranstaltung ohnehin nicht klären. Doch es wurde deutlich, welche Chancen die Sekundarschule für insbesondere den ländlichen Raum bietet und ebenso, dass der in diesem Sommer erzielte “Schulfrieden” endlich die Voraussetzungen für eine kontinuierliche Schulentwicklung in Zeiten rückläufiger SchülerInnenzahlen ermöglicht hat.

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