Gütersloher Innenstadt soll eine Klimaoase werden

Grüne Fassaden, kleine Parks und schattenspendende Bäume: Die Fußgängerzone in Gütersloh soll zum überregionalen Leuchtturmprojekt für die Klimafolgenanpassung werden. „Alle Gütersloher:innen und Besucher:innen von außerhalb sollen sich trotz steigender Hitze und Trockenheit in der Gütersloher Innenstadt wohlfühlen und die Geschäfte vor Ort wieder für sich entdecken“, so Dr. Martin Noack, stellvertretender Sprecher der GRÜNEN-Ratsfraktion, der Initiatorin des Projekts. Die erste Stufe der Klimaoase Gütersloh – so der Arbeitstitel des ambitionierten Vorhabens – soll bis zum Jubiläum 2025 realisiert werden.

„Wir wollen eine attraktive Innenstadt mit einem Alleinstellungsmerkmal von überregionaler Strahlkraft entwickeln. Unsere Vision hat den Charakter einer Oase mit begrünten Fassaden, schattenspendenden Gründächern, zusätzlichen Sitzmöglichkeiten und Spielflächen“, so Dr. Martin Noack weiter. Hintergrund ist ein Projektaufruf des Bundesprogramms ‚Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel – Klima- und Transformationsfonds‘. Es werden hochinnovative und investitionsstarke Projekte der Grün- und Freiraumentwicklung mit den Zielen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung gefördert, die beispielgebend für andere Kommunen sind.

Drohendes Innenstadtsterben mit vielen Leerständen, fehlende Anreize in die Stadt zu gehen und verbesserungswürdige Aufenthaltsqualität sowie steigende Hitze machen das Einkaufserlebnis in Güterslohs Innenstadt zunehmend unattraktiv. Auch die Erreichbarkeit für Fußgänger:innen, Radfahrer:innen, ÖPNV-Nutzer:innen und Mobilitätseingeschränkte ist deutlich ausbaufähig. Diese Problematiken und das Gelegenheitsfenster der Bundesförderung für Klimaanpassung brachten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf die Idee mit der Klimaoase. Sie stößt auf eine breite Unterstützung der anderen Ratsfraktionen, da sie verschiedene bestehende Anliegen aufgreift und bündelt. So hatte die CDU im November 2021 ein Expertenhearing zum Thema Schwammstadt beantragt, welches in der kommenden gemeinsamen Sitzung von Planungs- (APBI) und Umweltausschuss (AUK) stattfinden wird. Die BfGT hatte knapp ein halbes Jahr zuvor für die Steigerung der Attraktivität der Innenstadt die Erstellung eines Konzeptes zur Gastronomieentwicklung beantragt. Die FDP hatte im Frühjahr zur Erhöhung der Biodiversität die Umgestaltung der Rasenflächen auf dem Konrad-Adenauer-Platz gefordert. Und Grüne und SPD setzen zuletzt in einem Grundsatzbeschluss die Schaffung klimaresilienter Schulhöfe durch.

Nun wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, BfGT, SPD, FDP und CDU die Verwaltung beauftragen, ein Konzept und Leitlinien für die Entwicklung der Gütersloher Innenstadt zu einer Klimaoase zu erstellen. Durch einen hohen Anteil an horizontaler und vertikaler Begrünung soll in der Innenstadt mehr Frischluft und Schatten bereitgestellt werden. Gleichzeitig werden zusätzliche Lebensräume für Insekten geschaffen und Regenwasserauffangmöglichkeiten entwickelt. In einem ersten Schritt soll die Verwaltung bis zum 15.10.22 eine Förderskizze einreichen. Gefördert werden 85-90 Prozent der Kosten von Projekten ab 1 Mio. Euro Volumen. Dabei stehen für die Klimaoase Gütersloh grundsätzlich drei Hebel zur Verfügung:

  1. Die Stadt kann das städtische Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung für private Gebäude in der Fußgängerzone mit extra hohen Fördersätzen – für die Pioniere zum Beispiel bis zu 90 Prozent – ausstatten.
  2. Die Stadt kann eigene Gebäude und die ihrer Töchter selbst zu innovativen begrünten Hinguckern entwickeln, zum Beispiel das Rathaus und die Stadtbibliothek.
  3. Der öffentliche Freiraum kann deutlich mehr begrünt werden, wie es der Fachbereich Grünflächen aktuell selbst vorschlägt, zum Beispiel in der Strengerstraße und um den Kolbeplatz herum.

Für die Gütersloher Klimaoase sind mehrere Entwicklungsstufen vorgesehen: „Bis zum Stadtjubiläum 2025 soll die Fußgängerzone in eine Oase verwandelt werden und einzigartige Einkaufsmöglichkeiten und Kulturangebote bieten. In den fünf Jahren danach sollen auch andere Hitzeinseln in der Kerninnenstadt deutlich reduziert und neue Grünflächen geschaffen werden“, erläutert Klaus Sperling, klimapolitischer Sprecher der BfGT, den Zeitplan des Projekts. „Wenn wir nichts machen, werden die Kosten für die Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel später nur noch höher. Aber wenn wir jetzt handeln, können wir Vorreiter bei der Klimaresilienz sein“, betont Stefan Bethlehem, klimapolitischer Sprecher der SPD. „Dabei ist uns besonders die hohe Aufenthaltsqualität für alle Generationen wichtig. Wir denken da zum Beispiel an das Konzept Spielende Stadt und natürlich auch an Barrierefreiheit“, so Frederik Rickel, umweltpolitischer Sprecher der CDU. Sascha Priebe, Fraktionsvorsitzender der FDP ergänzt: „Von mehr Besuchern und längeren Aufenthalten sowie der Aufwertung ihrer Gebäude profitieren auch unsere Einzelhändler:innen und Gastronom:innen. Was die Leerstände betrifft: Sicher bietet die Klimaoase weiteren Unternehmer:innen einen Anreiz sich hier anzusiedeln.“

Die Stadtverwaltung, ConceptGT und GT-Marketing gaben in ersten Gesprächen zur Idee „Gütersloher Oase“ ein positives Feedback. Auch mit der Bürgerstiftung, Vertreter:innen des Klimabeirats und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft werden aktuell Gespräche geführt. „In diesem Projekt vereinen wir alles, was unsere Innenstadt zukunftsfähig macht und es ergeben sich viele Synergien für die Stadtentwicklung in Gütersloh, zum Beispiel mit der Neu-Entwicklung von Postareal und ZOB und der neuen Innovationsmanufaktur Gütersloh. Und natürlich sehen wir das Ganze in Verbindung mit zeitgemäßer Mobilität in Gütersloh“, fasst Martin Noack noch einmal zusammen.

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