BfGT, GRÜNE und SPD: Wir brauchen auf Dauer Lüftungen in Klassenräumen
Die Verwaltung der Stadt Gütersloh soll bis Ende 2021 mit externer Unterstützung ein Lüftungskonzept für die mechanische Belüftung aller Klassenräume der Gütersloher Schulen erarbeiten. Diesen gemeinsamen Antrag stellen die Fraktionen BfGT, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD im erstmals tagenden Schulbauausschuss am 16.02.2021.
In einem ersten Schritt soll bis vor den Sommerferien 2021 das Belüftungskonzept für eine der weiterführenden Schulen einschließlich einer Kostenkalkulation erstellt werden. Zur Sicherung der Energieversorgung sollen die Schulgebäude, bei denen noch Dachflächen zur Verfügung stehen, mit entsprechenden Photovoltaikanlagen ausgerüstet werden. Auch hierfür soll dem Schulbauausschuss und dem Rat eine Kostenermittlung vorgelegt werden. Die Kostenermittlungen für die beantragten Maßnahmen sollen dem Schulbauausschuss und dem Rat Ende 2021 zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Schon lange ist bekannt und viele Studien zeigen, dass eine CO2-Konzentration von unter 1.000 ppm in der Raumluft als unbedenklich gilt. In Klassenräumen steigen die Werte – insbesondere im Winter – schnell auf 2.000 ppm bis hin zu 5.000 ppm. Die bekannten Folgen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwäche. Auch wurde ein Anstieg von Krankschreibungstagen und Infektionsraten in schlecht belüfteten Räumen nachgewiesen.
In der Corona-Pandemie wurde nun darüber hinaus deutlich, dass von einer hohen CO2-Konzentration in einem Raum auf eine hohe COVID-19-Aerosolbelastung geschlossen werden kann. Hieraus abgeleitet wurden in der Pandemie seitens der Verwaltung Lüftungsempfehlungen für jeden Klassenraum in Gütersloh ausgesprochen: In der Regel soll alle 15-20 Minuten für 4-5 Minuten gelüftet werden. „Wird diese Empfehlung eingehalten, bleibt die CO2-Konzentration tatsächlich im empfohlenen Rahmen, allerdings wird das auf Dauer niemand nur mit der Öffnung der Fenster sicherstellen können“, erläutert Birgit Niemann-Hollatz, planungspolitische Sprecherin der Grünen. „Insbesondere im Winter besteht jedoch ein Zielkonflikt zwischen der Einhaltung einer CO2-Raumluftkonzentration von max. 1.000 ppm und einer Raumtemperatur von mindestens 20°C. Außerdem können Lehrkräfte, vor allem in den unteren Jahrgängen, kaum ihrer Aufsichtspflicht nachkommen, insbesondere da die Fenster in den Pausen komplett geöffnet bleiben sollen“, ergänzt Dr. Martin Goecke, bildungspolitischer Sprecher der SPD. Da man diese Probleme in der Stadt mittlerweile erkannt hat, werden folgerichtig alle neuen Schulgebäude in Gütersloh mit Lüftungsanlagen ausgestattet. Die Energieleitlinien der Stadt Gütersloh von 2018 sehen außerdem vor, „in allen normal beheizten Gebäuden mit hohen Luftwechselraten“ – Schulen gehören dazu – Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung einzubauen. „Eine Nachrüstung von Lüftungsanlagen wurde also ohnehin bereits entschieden. Somit müssen auch alte Schulgebäude entsprechend nachgerüstet werden, aber bitte immer unter Einbeziehung der jeweiligen Schulleitung, das ist uns besonders wichtig“, betont Christiane Ziegele, bildungspolitische Sprecherin der BfGT. Würde man hier nicht eingreifen, würde entweder die Überschreitung der CO2-Grenzwerte oder die Unterschreitung der Raumtemperatur wissentlich in Kauf genommen werden, was auch arbeitsrechtlich als problematisch eingeschätzt wird.
Quellen:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/kohlendioxid_2008.pdf
Gesundheitsbewertung von Kohlendioxid in der Innenraumluft: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/kohlendioxid_2008.pdf (4.1.2021)
Anforderungen an Lüftungskonzeptionen in Gebäuden; Teil I: Bildungseinrichtungen https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/uba_empfehlungspapier_lueftung_unterrichtsgebaeude_final_bf.pdf
Handreichung „Lüften in Schulen“: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/dokumente/umweltbundesamt_lueften_in_schulen__0.pdf (4.1.2021)
CO2-App der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung: https://www.dguv.de/ifa/praxishilfen/innenraumarbeitsplaetze/raumluftqualitaet/co2-app/index.jsp (4.1.2021)
„Modell: So schnell verbreitet sich das Coronavirus in Innenräumen“ https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-11/coronavirus-aerosole-ansteckungsgefahr-infektion-hotspot-innenraeume (4.1.2021)